2 - Antrittsvorlesung [ID:36015]
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Ich bin auch froh, dass ich da bin. Ich glaube auch, dass ich mit Esther viel zusammenarbeiten werde und kann.

Und ich habe den Lehrstuf für Entwicklungsbiologie als Nachfolge von Manfred.

Und was wir beibehalten ist, wir bleiben im Mesoderm.

Nicht ganz im Muskel, aber Blutgefäße sind auch ein Derivat vom Mesoderm oder zumindest die inneren Zellen des Blutgefäßes, das Endothel.

Eine zentrale Frage der Entwicklungsbiologie ist ja grundsätzlich, wie wir aus einzelnen Zellen so einen vollen Organismus machen können.

Und weil es zu kompliziert wird und gar nicht jeder alles erforschen kann, gehen wir dann weiter und gucken, wie wir aus Vorlaufferzellen eines Organs ein Organ machen können.

Und meiner Arbeitsgruppe guckt sich diese Frage im Bereich der Blutgefäße an und wie wir Blutgefäße bilden können.

Das hier ist eine 3 Tage alte Zebrafischlarve, die schon schön illustriert, dass wir im Zebrafisch unheimlich viel mit Bildgebung machen.

Diese Zebrafischlarve ist Transgen für zwei verschiedene Transgene, das heißt sie exprimiert GFP in allen Blutgefäßen.

Sie sehen hier die Dorsalaorter, zurück kommen die Kardinalvene, Kopf- und Kopfblutgefäße.

Und Sie sehen das zweite Transgen, das explimiert ein rotes Fluoreszen des Protein in allen roten Blutkörperchen.

Und dann können Sie wirklich schön im lebenden Embryo nachverfolgen, wo jedes einzelne Blutkörperchen hinwandert und wie es durch die Blutgefäße fließt.

Das heißt, wir können wirklich im lebenden Embryo viele Prozesse einfach durch Bildgebung analysieren und das ist genau das, was wir machen.

Warum interessieren wir uns für Blutgefäße? Sie kennen das alles. Sie schneiden sich in den Finger und zum großen Glück fällt der Finger nicht ab.

Es hört auch nicht auf, die Spitze des Fingers mit Blut zu versorgen, sondern stattdessen heilt die Wunde.

Sie kriegen zusammenziehen, aber auch wenn Sie Blutgefäße durchtrennt haben, was Sie haben, wenn es blutet, kriegen Sie trotzdem wieder eine Versorgung von der Fingerkuppe hin.

Für Sie und uns essentiell. Das heißt aber, dass die Blutgefäße als einen der wenigen Organe im Menschen eine unglaubliche Fähigkeit haben.

Das heißt, die behalten die Fähigkeit zu wachsen und zu regenerieren.

Ihre Leber wächst mit den Aufgaben, aber so richtig neu bilden können Sie die nicht. Blutgefäße können Sie immer wieder wachsen lassen.

Das heißt auch, dass dieser Prozess im Umkehrschluss unglaublich streng reguliert sein muss.

Ich habe Ihnen hier die Todesursachen vor Corona in Deutschland mitgebracht.

Sie sehen, dass ungefähr 40 Prozent der Todesfälle im Jahr 2015 Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems waren und die anderen 25 Prozent Krebs.

Was haben die beiden gemeinsam? Ein Krebs an sich, ein metastasierendes Tumorgewebe bringt sie noch nicht gleich um.

Was sie in der Regel umbringt, sind die Metastasen, die sich im ganzen Körper verteilen und da Ungarnfunktionen stören.

Diese Metastasen kommen dadurch, dass Zellen über das Blutgefäßsystem wandern und an andere Bereiche des Körpers gelangen.

Das heißt, diese beiden Krankheiten sind miteinander verbunden.

Deswegen möchte ich noch einmal zurückkommen auf das, warum es so wichtig ist, dass es eng reguliert ist.

Bei den Blutgefäßen haben wir eine ganz starke Assoziation mit verschiedenen Krankheitsbildern.

Ich habe gesagt, Krebs, entweder wachsen die Zellen und müssen ihre Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen herstellen.

Sie benutzen körper-eigene Systeme, um Blutgefäße zum Wachsen anzuregen, um sich selber mit Sauerstoff zu versorgen.

Oder sie benutzen die Blutgefäße, um zu metastasieren und zu wandern.

Es gibt noch andere Krankheitsbilder, zum Beispiel, wenn sie Diabetes haben.

Wenn sie Diabetes haben, ist ihr Zuckerstoffwechsel gestört.

Je nachdem, wie gut sie eingestellt sind, führt dieser gestörte Zupferstoffwechsel dazu,

dass in ihrem Auge ein Wachstumsfaktor für Blutgefäße freigesetzt wird.

Das führt dazu, dass Blutgefäße in die Retina einwachsen.

Diese Blutgefäße sind nicht perfekt.

Sie platzen zwischendurch, lassen zwischendurch Blut raus, sind sozusagen leaky.

Über diese kleinen Blutungen und die Blutgefäße in der Retina, Blut ist nicht durchsichtig, ihre Retina schon, erblinden sie mit der Zeit.

Da können wir im Moment nichts gegen machen.

Das Einzige, was als Therapie da ist, ist, einen Antikörper gegen diesen Wachstumsfaktor regelmäßig ins Auge zu injizieren.

Das heißt, wenn sie das im fortgeschrittenen Stadium haben, gehen sie alle zwei Monate zum Arzt und kriegen eine Spritze ins Auge.

Also wirklich nicht geil.

Das sind also Fälle, wo wir gerne sagen können würden, wie können wir das besser stoppen?

Wie können wir das aufhalten?

Wie können wir dafür sorgen, dass die Krankheitsmechanismen dieses Blutgefäßwachstums nicht ektopisch hervorrufen oder missbrauchen?

Aber wir haben natürlich auch ganz viele Fälle, wo wir es gerne anregen möchten.

Ich habe die Wundheilung angesprochen.

Organtransplantation ist jetzt ein massiver Schritt, aber selbstverständlich muss das neue Spendenorgan so schnell wie möglich ans körpereigene Gefäßsystem angeschlossen werden.

In Fällen, wo Blutgefäße verstopft sind oder ausfallen, haben wir genau das gleiche Problem.

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Wiebke Herzog Prof. Dr. Wiebke Herzog

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:44:52 Min

Aufnahmedatum

2021-10-06

Hochgeladen am

2021-10-08 15:46:49

Sprache

de-DE

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